Der Hauptmann von Lenzin !
Horst Binder hatte es geschafft!

Er saß nun wirklich an einem See und angelte.
Das Wetter, in dieser Mitte des Februars 2015, mit 8 - 10°C+ und sogar mal stundenweise Sonne, meinte es sehr gut mit dem angelgeilen Neurentner Horst Binder.
Er hatte lange Jahre auf diesen Augenblick gewartet und die Realität seines Traumes ließ ihn andächtig, wie in einer Kirche auf den See blicken, es war herrlich ruhig.
Nur die Enten, Taucher und Möwen nutzten das offene Winterwasser.
Sie alle kamen ihm etwas übermütig vor, sie waren schon voll auf Frühling programmiert. Tauchten, schnatterten, jagten sich im Flug und waren alle voller Lebensfreude.
Von Land aus, das gleiche Spiel, die Meisen sangen ihre schönsten Frühlingslieder, sie klingen nur in dieser Zeit so schön, alles wegen der Brautwerbung. Ein wenig süßlichmild, ein wenig wehmütig, ein wenig übermütig.
Wer das hören kann, wünscht sich kein Smartphone mehr!

Horst hatte Tränen in den Augen, der Tod seiner Frau, die es nicht mal bis zur Rente mit 63 geschafft hatte, sie fehlte ihm sehr!
Vielleicht hätte es ihr hier auch gefallen?
Sie hätte am Ufer gesessen und ihr geliebtes Kreuzworträtsel geraten, das konnte sie stundenlang.

Horst wischte sich schluchzend die Augen trocken, er plierte auf seine Pose, da bewegt sich doch was?
Biss, Biss, Biss, hatte sich also doch gelohnt, Würmer zu kaufen.
Na ja, gelohnt, wie man es nimmt. Da baumelte ein Kaulbarsch von ca. 12 cm Länge an der Sehne, und benahm sich wie ein Karpfen von einem Pfund!
Aber immerhin, erster Fisch! Er bekam eine 2. Chance, ließ sich auch recht gut vom Haken trennen, schwupp, zurück in den See. Er grinste noch mal, und weg war er!

´Da kam, was kommen mußte, wo ein Angler ist, da sind die mit den klugen Fragen nicht weit!

"Petri heil, beißen se denn?"

Horst überlegte noch, ob er fragen sollte: Die Mücken?
Paßte aber wohl nicht recht in die Jahreszeit.
So sagte er bloß lakonisch: Könnte besser sein!

"Naja, iss ja auch noch zu kalt"

Hmm.

Nach einigem Schweigen auf beiden Seiten, entspann sich dann doch ein halbwegs vernünftiges Gespräch - allerdings ein folgenschweres!
Er heißt Wolfgang, wie er meinte und er hat ein kleines Pachtgrundstück hier direkt am See.

Nun ja, er war ein alter Sack, wie ich und schien ganz symphatisch zu sein.
Und, so redeten wir über Gott und die leidige Welt, übers Angeln und über die Sorgen und Nöte der kleinen Leute.

Daß er hier am See ein Grundstück hatte, faszinierte Horst.
Wie kommt man denn an so eine Perle am Wasser in heutiger Zeit?
Das hatte mein Vater schon seit DDR-Zeiten für nen "Appel und nen Ei" gepachtet ich habs dann nach seinem Tod übernommen.
Heute wollen sie schon meine halbe Rente dafür.
Als vor Jahren meine Frau starb, wollte ich schon kündigen, aber die Enkel kommen so gerne zum Angeln und Rumtoben im schönen See, hierher.
Wer es genießen kann, für den ist das hier das Paradies.

Horst erzählte vom viel zu frühen Tod auch seiner Frau. Da meinte Wolfgang, so sind wir wohl Leidensgefährten.

Da saßen die beiden alten Knacker nun lange schweigend über ihr Schicksal grübelnd, bis ein Fisch sie wieder ins Leben rief.

Oh lala, ein Barsch, der war ja schon 2,5 cm länger, wollte aber lieber sterben, als vom Haken. So kam er dann in den großen Eimer.
Angel neu beködert und schon gings weiter.


Könnte mir schon gefallen, hier am See ein kleines Häuschen, sprach Horst verklärt, aber so etwas ist ja heute "Goldstaub"

Wolfgang schwieg. nach langer Zeit fragt er: Können wir uns duzen, ich bin der Wolfgang!


Gerne, wir haben ja sogar ein Stück gemeinnsamer Geschichte hinter uns, mit der Politik und den Weibern!


Iss schon klar, ich bin der Horst!.
Ich hab noch nicht mal einen Kräuter, zum anstoßen!
Macht nix, das machen wir am nächsten Treffen!

Das nächste Treffen mit Wolfgang war dann schon im Vor-Wonnemonat April, oder kurz davor, Ende Ferbruar!

Fortsetzung folgt sicher, wenn ich aus der Reha bin!




cathy0305 am 22.Feb 15  |  Permalink
...
:)